Geschichte vom Pumpenhaus – Tag des offenen Denkmals

Das Pumpenhaus oder Fischhaus
bei den Schlossweihern in Ellwangen

Klaus Hunke

Aus welcher Richtung man auch immer nach Ellwangen kommt sieht man auf den Hügeln das Schloss und den Schönenberg mit der Wallfahrtskirche.

Schon immer litt das Residenzschloss unter Wassermangel. So wurde am Fuße des Schlossbergs im
Jahr 1807 die heutige Wasserpumpstation eingerichtet. Das Pumpwerk im „Fischhaus“ oder auch
„Pumpenhaus“ genannt, ist Teil eines Ensembles, das für die Stadt Ellwangen und das Schloss von historischer Bedeutung ist. Zweck der Anlage war also die Versorgung des 65 Meter höher gelegenen Schlosses mit Quellwasser.

Die heute noch erhaltenen vier Weiher (früher waren es sieben) im Naturschutzgebiet „Ellwanger
Schlossweiher“ werden vom Stelzenbach gespeist. Vom ersten Weiher aus wurde das Wasser über
eine Deichelleitung in das Pumpenhaus geleitet. Es erreichte dann das oberschlächtige Wasserrad
welches die Pumpe betrieb.

Das Quellwasser wurde am gegenüberliegenden Schlosshang in einer Zisterne gesammelt und
ebenfalls in ein Bassin unterhalb des Pumpwerks geleitet. Durch den von Wasserrad und Pumpe
erzeugten Druck wurde das Quellwasser in gusseisernen Röhren auf das Schloss gefördert. Auf dem
Schloss wurde das Wasser im Südturm in zwei Reservoire geleitet und von da in einem
Leitungssystem auf die Schlossgebäude verteilt. Heute ist das Pumpwerk ein Industriedenkmal,
wurde aber nach einer grundlegenden Renovierung in den Jahren 2007/08 stillgelegt.

Für die Unterhaltung des Pumpenwerks wurde vom Königreich Württemberg  die Stelle des Brunnenmeisters eingerichtet. Dieser lebte mit seiner Familie im dazugehörigen Haus mit Garten und Stall. Die älteste bekannte Erwähnung des Fischhauses geht auf das Jahr 1625 zurück.

1802/03    Ellwangen wird württembergisch

1807      wurde ein hölzernes Wasserrad mit Stoßheber zur Wasserversorgung eingebaut. Die württembergische Regierung richtet eine Schlossbrunnenmeisterei ein. Der Brunnenmeister hatte täglich das Pumpwerk zu untersuchen und zu warten. Er musste die  Weiherdämme  mähen und inspizieren. Die Rohrleitungen,  zum Teil  auch die  im Stadtgebiet, und die  Brunnenstuben  waren  zu  überprüfen.  Im  Winter musste er die „Mönche“  (Abflusskästen in den Weihern zur Wasserregelung) vom Eis freihalten.

1807-63                Schlossbrunnenmeister Josef Emer

1863-82                Schlossbrunnenmeister Josef Kurz

1885      Das heute  bestehende  Pumpwerk  wurde  erneuert.  Es  erhielt das jetzige, stählerne, oberschlächtige   Wasserrad mit 60 Schaufeln  und  hat  einen Durchmesser  von  630 cm. Die Erneuerung war erforderlich, da  das  alte  Wasserrad  für  das große Reservoir inzwischen zu schwach war. Das neue Wasserrad setzte eine Zweiradpumpe mit Tauchkolben und Druckwindkessel in Gang und konnte nun ca. 4-5 l Wasser pro Sekunde fördern.

1882-1931           Schlossbrunnenmeister Lorenz Gebele 

Das Haus hat heute vier Zimmer und eine Küche im Obergeschoß. Im Keller befinden sich die Sanitärräume, eine Werkstatt und ein Gewölbekeller. Zu diesen Räumen kommt dann noch ein 1.60 Meter hoher Zwischenstock in dem der Brunnenmeister damals Ziegen hielt. Im Dachgeschoss befinden sich die Lagerräume.

ältestes-Bild-ca.-1915-Brunnenmeister-Lorenz-Gebele-mit-Töchter-Auguste-und-Maria
Ältestes Bild um 1915, es zeigt Brunnenmeister Lorenz Gebele mit den Töchtern Auguste und Maria

1924                    Elektrifizierung des Hauses

1931-54                Schlossbrunnenmeister Hans Gebele mit Sohn Albert.

Das Gehalt des Schlossbrunnenmeisters lag bei 280,– Reichsmark im Jahr. Dafür war  das  Wohnen  im  Pumpenhaus  für ihn und seine Familie kostenlos.

Die  Wohnung  war  sehr karg. So lag  z. B. das Kinderzimmer direkt über dem lauten Wasserrad  und  hatte  Ritzen  im  Boden, durch  welche  die  Kinder auf  die  Pumpe  hinab  sehen  konnten. Im Winter  hatte es so  viel  Raureif  an  den Wänden, dass die Kinder Schneebälle daraus machen konnten. In der Nacht hörten sie das Wasserrad schlagen. „Aber es war trotzdem eine schöne Kindheit draußen bei den Schlossweihern“, erzählt die Tochter des letzten Brunnenmeisters Kläre Gebele.

1932              Einbau einer elektrischen Reservepumpe.             

1955             Die Rieswasserversorgung übernimmt das Schloss.

1956-99       Das Ehepaar Fritz Mayer richtet das Pumpenhaus als Wohnhaus ein.

2001              Erwerb des Anwesens durch die Stadt Ellwangen

2009-2011    Renovierung des gesamten Pumpenhauses durch  die Georgspfadfinder und die Stadt   Ellwangen

Gruppenleiter der Ellwanger Georgspfadfinder bei Arbeiten im nordwestlichen Schlafzimmer

Bei Sichtung der Schäden wurde schnell klar: Das Kellergeschoss mit Werkstatt, Pumpenraum und Gewölbekeller muss entwässert werden, da das Wasser vom Schlosshang gegen die Sandsteinwände drückte. Die vorhandene Feuchtigkeit beschädigte das Pumpenwerk und Wasserrad einschließlich der Grundmauern. Die Ölheizung wurde entfernt und durch eine Gasheizung ersetzt.

Im Dachgeschoss und den Zwischenböden mussten Holzbalken, die durch Pilz- und Wurmbefall schadhaft und morsch waren, ausgetauscht werden. 

Im Obergeschoß wurde aus Küche, Bad und Toilette eine neue Küche und aus zwei Schlafräumen wurde ein Versammlungsraum geschaffen.

Nachdem das Kellergeschoss trockengelegt war und eine zugemauerte Tür im alten Stall wieder geöffnet wurde,  gab es den notwendigen zweiten Zugang zu den Sanitärräumen.

Oktober 2011 Beendigung der Renovierungsarbeiten und Einweihung des Vereinsheims der Ellwanger Georgspfadfinder.  

Die heute durch die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) genützten Räume.

Einweihung des Hauses mit Pfarrer Windisch

Im April 2013 wurde von den Pfadfindern ein neuer Steg zur Wiese erstellt und im März 2019 das
Zwischengeschoß (ehem. Ziegenstall) mit einer Beleuchtung und neuem Boden versehen.

Quellennachweise für Text und Bilder:

Stammeschronik der Ellwanger Georgspfadfinder, Ellwanger Jahrbuch 1985 Band XXX „Der Stelzenbach und seine wasserwirtschaftliche Nutzung“ von Paul Kirsch,    Diplomarbeit „Das Pumpwerk des Schlosses Ellwangen“ von Olaf Ruprecht,( FH für Technik und Wirtschaft Berlin).  Bilder vom Stadtbauamt Ellwangen und von Klaus Hunke,privat.